Reiseinformationen

Gewässer: Moldau und deren Stauseen
Strecke: Budejovicky (Budweis) über Tyn, Nova Zivokost, nach Praha (Prag)
Länge: 194 km an 8 Paddeltagen von 13 Tagen,
das entspricht 24,25 km pro Tag

Bericht

Tja, niemand soll behaupten wir wären mit unserem Verein nicht international vertreten. Neben der Truppe um Detlef die dieses Jahr wieder mal die nordische Disziplin (Schweden) absolvierte, fuhren wir, d.h. Romy, Andi, Christian, Robse, Rudi, Jens, Jannik und meine Wenigkeit in den wilden Osten.

 

Los ging es in den frühen Morgenstunden des 20. Juli, und ganz wie zu Boggschers Zeiten, mit der Bahn. Nach ca. 6 stunden Fahrt, einer Stunde Aufenthalt in Prag kamen wir schließlich in Budweis, unserem Startpunkt an.

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Bemerkenswert ist, dass die Ladenöffnungszeiten in Tschechien selbst am Sonntag ein Einkauf möglich machen. Obwohl es bestimmt nicht ganz im Sinne von Kaufland – Budweis ist, neben dem Eingekauften gleich noch den kompletten Einkaufswagen für 24 Stunden zu kidnappen. Dafür wissen wir nun, das die Dinger auch geländefähig sind und drei Kilometern Ruckelpiste ohne Probleme überstehen.

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Aber zurück zum Paddeln. Die ersten 10 km, muss man Objektiv sehen, ist die Moldau nicht mehr als ein dreckiges Industriegewässer, vergleichbar mit der Elbe. Erst nach dem das erste Wehr kommt und die Aufstauung der Moldau rund um Purkarec beginnt wird die Moldau sauberer und wesentlich klarer. Die flache Ebene um Budweis geht nun mit zunehmender Entfernung in eine faszinierende und beeindruckende Berglandschaft über. An einigen Flussstellen ragen nun bis zu 100m hohe Felsformationen aus dem Wasser.

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In dieser Region ist Tourismus eher ein kleiner Faktor und so sind auf den ersten 40 km auch keinerlei Zeltplätze, allenfalls Rastplätze mit Plumpsklos etc. zu finden. So übernachteten wir den ersten Tag auf einer Dorfwiese. Schwierig wurde es am nächsten morgen als fast alle, Romy voran, auf die Toilette mussten. Gott sei dank erbarmte sich ein Firmenbetreiber.

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20 Kilometer, einem Flusskrebs und einer Staustufe später erreichten wir Tyn. Tyn, eine Kleinstadt, bietet neben den historischen Stadtkern eine ausreichende Anzahl von Einkaufsmöglichkeiten. Zum Glück für Andy und Romy, die seit dem in Partnersandalen rumliefen und Christian der nach drei Tagen endlich seinen lang ersehnten Grapefruitsaft bekam.

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Die nächste Nacht verbrachten wir bei Kilometer 179 auf einen „Campingplatz“, der angelehnt an westeuropäischen Maßstäben eher an ein UNHCR-Lager erinnerte. Stinkende Plumpsklos, keine Dusche und am Ufer herumliegende kleine vertrocknete Fische, die von den campenden Anglern einfach liegen gelassen wurden. Aber wenn man zwei Paletten Budweiser Pils mit dabei hat und zudem immer eine gute Stimmung herrschte macht man sich darüber nur wenig Gedanken. Genauso nahmen wir es nach einer weile locker, wenn die super exakten Angaben aus Jens Flussführer mal wieder so um drei Jahre überholt waren und der Zeltplatz bei Zivkov zwar direkt am Ufer lag, jedoch in der Karte nichts darüber stand, dass zwischen ihm und uns eine ca. 200 m hohe Steilwand lag.

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Zu unserem Glück! Denn so fuhren wir noch ein Stück weiter und entdeckten ein besseres Camp, welches sogar mit einem Swimmingpool ausgestattet war. Das wir dafür noch die Boote ca. 200 Meter bei 20% Steigung den Berg hochrollen mussten, war dann nur noch Nebensache.

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Eigentlich war die Mehrheit dafür hier Ruhetag zu machen, nachdem wir die letzten Tage immer ca. 30 km gepaddelt waren. Wir mussten jedoch an der Orlik-Staumauer den um 18:00 Uhr stattfindenen Bootsliftdurchgang noch erreichen, da Sa und So nach Flussführer nicht geliftet wird und wir so 2 km umtragen hätten müssen.

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Tja, bloß hatte von uns niemand damit gerechnet, dass durch die Flutkatastrophe von 2002 die komplette Bootsaufzugstechnik aus der Verankerung der Staumauer gerissen war. Also 30 km gegen die Uhr gepaddelt für einen kaputten Aufzug. Wir fuhren dann eine ½ km zum nächsten Campingplatz zurück und machten zwischen einer dauergrillenden tschechischen Familie mit uralt 20 PS Skoda und einer 24 Stunden Dauer CD-Hörer Familie Ruhetag.

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Zwischenzeitlich konnten wir eine deutsche Familie überreden unsere Klamotten bis an den Fuß des Staudammes zu fahren, so das wir bequem mit den Booten die zwei Kilometer umtragen konnten. Es ist anzumerken, dass an allen nachkommenden Staudämmen und Wehrstufen die selben Probleme auftraten.

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Zwischen Budweis und Prag funktionierte also bis auf eine Wehrstufe, keine Schleuse und kein Bootslift. Und bei der, die funktionierte wurden wir nicht reingelassen. Rudi fand es übrigens nicht so berauschend, dass wir statt zu umtragen, bei der letzten Wehrstufe, doch uns den Spaß machten und die Bootsgasse runtersausten.

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In den Nachmittagsstunden des 30. Juli erreichten wir letztendlich Prag, die goldene, ehemalige Reichshauptstadt.
Wer Prag in den letzten Jahren nicht gesehen hat, wird begeistert sein wie die Tschechen Prag rausgeputzt haben. Zwar etwas kleiner als Paris und ruhiger als Rom aber genauso atemberaubend kann Prag ohne Zweifel überzeugen.

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Allein am zweiten Tag waren Christian und ich 10 Stunden zu Fuß unterwegs. Vom Nationalmuseum, über den zum Kultstatus erhobenen Wenzelshotdogstand sowie der Karlsbrücke bis hin zum Hatchi saugten wir soviele Eindrücke wie möglich, von dieser sehr internationalen Stadt, in uns auf. Vom Hatchi hat man übrigens einen der besten Panoramablicke auf die Stadt. An den letzten zwei Tagen der Sommerfahrt hatte jeder für sich die Möglichkeit einzelne Touren zu unternehmen, sei es um „Katzen“- Tassen zu kaufen, Crêpes aller Art zu testen oder ins Foltermuseum zu gehen.

Also wenn man alles zusammenfasst: Bietet die Moldauregion neben den guten Preis- Leistungsverhältnis auf fast allen Campingplätzen, in Geschäften und Restaurants, eine sehr interessante und abwechslungsreiche Naturkulisse. Die Stimmung war bis auf einige kleine Stressmomente, und wenn man mal von den Umtragungen und den Ausrutscher mit der Konservenleber, wofür ich die Verantwortung übernehme :-), absieht, super.

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An dieser Stelle bedanken wir uns auch bei Jens, der uns durch seinen Transporter und seiner langwierigen Trampererfahrung viel Streß abgenommen hat.

 

Autor: Martin Berlin